Wie entwickle ich eine Community-Strategie? – Das Community Canvas

Was haben die Kirche, Chefkoch und Komoot gemeinsam? Sie alle bilden Communitys, Gemeinschaften aus Menschen, die sich für ein Thema begeistern, sich zugehörig fühlen und daher helfen, diese Struktur mit Leben zu füllen, sich auszutauschen und voneinander zu lernen oder miteinander Spaß zu haben. Sie sind so einzigartig, wie die Menschen selbst, die sich dort engagieren und jeder versteht ein bisschen etwas anderes darunter. Doch scheinbar werden sie alle in einer ähnlichen, übergeordneten Struktur miteinander vereint. Das Community Canvas wurde von Fabian Pfortmüller, Nico Luchsinger und Sascha Mombartz, einem internationalen Team aus Community-Builder:innen, Gründer:innen, Journalist:innen und Künstler:innen, während ihrer jahrelangen Arbeit mit unterschiedlichen Communitys entwickelt und in Zusammenarbeit mit Community-Buildern weltweit in ein öffentlich zugängliches Rahmenwerk gegossen – Das Community Canvas: „Ein Rahmen, der Dir helfen wird neue Communitys aufzubauen und zu betreiben oder auch bestehende Communitys zu analysieren und zu verbessern“. (Luchsinger, Mombartz, Pfortmüller (2017): Das Community Canvas- Zusammenfassung, Version 1.0, Übersetzung von Tanja Laub). Es wurde konzeptioniert mit dem Ziel, die eigene Community zu definieren, erlebbar zu machen und zu organisieren. Als Hilfestellung dient es Gemeinschaften aller Art, von Fan-Clubs bis Personalabteilungen, um bedeutungsvolle und dauerhafte Gemeinschaften zu schaffen und zu stabilisieren. Ganz nach unserem Motto: Lebendige Communitys aufbauen.  

Entwicklung Community-Strategie
Community Canvas zum Thema „next career: Studienabbruch & Studienzweifel“

Der Aufbau des Community Canvas 

Dieses Rahmenwerk ist zur Übersicht in die drei thematischen, grundlegenden Bereiche Identität, Erfahrung und Struktur unterteilt, welche zudem aus insgesamt 17 Themen bestehen, die jeweils mit den passenden Fragestellungen unterstützt werden. 

Das Herzstück des Canvas, von dem alle anderen Punkte abhängen, bildet die Identität. Anders als die anderen Bereiche ist sie weniger greifbar. Ein starkes Verständnis der eigenen Identität gilt allerdings als wichtigster Bestandteil, um eine erfolgreiche Community zu erschaffen und diese mit Bedeutung zu füllen. Sie definiert das „Warum“ der Gemeinschaft, den Sinn ihrer Existenz (Wer sind wir? Woran glauben wir? Was wollen wir erreichen?). Zu ihr gehören die Themen Ziel, Mitglieder-Identität, Werte, Erfolgsfaktoren und Marke – wichtige Teilbereiche für eine erfolgreiche Community-Kultur. 

Aus der Sicht der Mitglieder:innen wird der nächste Bereich, die Erfahrung betrachtet. Hier stellt sich die Frage nach den Aktionen in der Community und wie diese durch gemeinsame Erfahrungen einen Mehrwert für ihre Mitglieder:innen schafft.  Rituale und Traditionen aber auch klare Rollen unterstützen den notwendigen Zusammenhalt. Zu diesem Bereich gehören daher die Themen Mitglieder-Auswahl sowie -Wechsel, geteilte Erfahrungen, Rituale, Inhalt, Regeln und Rollen – wichtige Teilbereiche, die sicherstellen, dass Communitys besser funktionieren. 

Die Struktur fokussiert sich auf die notwendigen, organisatorischen Fragestellungen. Sie ist wichtig mit Blick auf eine gewisse Langfristigkeit und Stabilität der Community. Die Organisation des Betriebes, der einzelnen Aufgaben und überlebenswichtiger Funktionen sowie die Einstellung und der Umgang mit neuen Mitgliedern werden im letzten Abschnitt des Canvas definiert. Sie helfen zudem, wichtige Herausforderungen im laufenden Betrieb zu meistern und somit das Vertrauen sowohl in die Menschen als auch in die Marke zu stärken. Hierzu gehören die Themen Organisation, Steuerung, Finanzierung, Kanäle & Plattformen sowie Datenmanagement – wichtige Teilbereiche, die eine langfristige Existenz ermöglichen. 

Community Canvas als Methode
Das Community Canvas (Quelle: https://community-canvas.org/)

Arbeiten mit dem Community Canvas 

Durch den übersichtlichen Aufbau und die einzelnen Fragestellungen zu den jeweiligen Themen lässt sich mithilfe des Community Canvas systematisch bspw. in einem Workshop die eigene Gemeinschaft definieren und organisieren. Wir als matrix machen das gerne spielerisch in Form eines Kartenspieles. Dabei sollten die einzelnen Bereiche in der entsprechenden Reihenfolge Identität – Erfahrung – Struktur erarbeitet und definiert werden. Das Canvas kann zudem sowohl zur Neugründung einer Gemeinschaft als auch im späteren Verlauf, bei starkem Wachstum, Neuausrichtung oder zur Überprüfung der jeweiligen Bereiche genutzt werden und stellt ein wichtiges Tool zur Beratung dar. Gerade bei bestehenden Communitys kann das Canvas helfen, um den Status Quo festzulegen und erstmals eine Strategie aufzusetzen. Auf community-canvas.org stellen die Erfinder weitere Vorlagen sowie Tipps und Hilfestellungen für den Umgang mit dem Canvas in mehreren Sprachen zur Verfügung. Sprechen Sie uns gerne an, wenn sie Rückfragen zur Durchführung haben oder sich einfach austauschen möchten.  

Für unsere Projekte passen wir das Canvas gerne grafisch an. So verbinden wir das Ausfüllen des Canvas mit ein wenig Gamification.  

Community Canvas zdi
Community Canvas aus dem Projekt zdi

Quelle: (Luchsinger, Nico; Mombartz, Sascha; Pfortmüller, Fabian (2017): The Community Canvas Guidebook- The guide to building meaningful communities, 1. Auflage: community-canvas.org. Ins Deutsche übersetzt von Tanja Laub)